Serienfertigung mit flexiblen Maschinen
ANGER-Transferzentren vereinen die Vorteile von Bearbeitungszentren und Transferstraßen
ANGER MACHINING hat sich einen Namen gemacht als Pionier von Serientechnologie für CNC-gesteuerte Serienbearbeitungssysteme. Diese sogenannten Transferzentren sind zwischen Bearbeitungszentrum und Transferstraße angesiedelt und gestatten eine flexible Serienproduktion mit hohem Durchsatz. Dazu zählen auch zwei HCXchange 2000-Maschinen mit einer FANUC CNC der Serie 31i, die an den Automobilzulieferer Magna geliefert wurden.
Die österreichische ANGER MACHINING GmbH mit Sitz in Traun produziert Hochgeschwindigkeits-Bearbeitungssysteme. Das Unternehmen hat neue Produktivitätsmaßstäbe gesetzt und sich erfolgreich auf dem Weltmarkt etabliert. Nicht zuletzt durch das 1984 entwickelte Konzept der Reihenmaschine. Das Besondere dieses Maschinenkonzepts bringt Dipl.-Ing. Roland Haas, Technischer Leiter bei ANGER, auf den Punkt: „Wir haben das Prinzip einer Transferstraße in einer einzigen Maschine umgesetzt.“ Das Werkstück wird in eine Spannvorrichtung geladen und dann von einer feststehenden Spindel blitzschnell zur nächsten transportiert. Die Span-zu-Span-Zeiten sind extrem kurz – im Idealfall nur 0,3 Sekunden. Die Werkstücke lassen sich in allen Raumachsen linear bewegen und drehen. Dies ermöglicht sogar eine Bearbeitung von sechs Seiten.
Im Fokus: Nebenzeiten reduzieren
Alle Werkzeuge sitzen in speziellen Bearbeitungsspindeln und Mehrspindelköpfen, die auf bis zu vier Seiten des Bearbeitungsraums der Maschine montiert sind. Die produktiven Maschinen erlauben Werkzeugwechsel ganz ohne Nebenzeiten. Denn die flexiblen ANGER-Maschinen führen Werkzeugwechsel während der Hauptzeit parallel durch. Vorteile gegenüber herkömmlichen Bearbeitungszentren: verkürzte Zykluszeiten, erhöhter Durchsatz und wesentlich geringerer Platzbedarf.
Die Maschine erledigt in ungefähr 20 bis 40 Stationen alle anfallenden Bearbeitungen äußerst präzise, da das Werkzeug in exakt derselben Stellung in der Werkzeugaufnahme positioniert bleibt. Die Aufspannung erfolgt nur einmal, was Fehler beim Spannen und manuellen Positionieren vermeiden hilft. Die ANGER-Transferzentren erzielen so prozesssichere Positionstoleranzen von 0,015 mm, Durchmessertoleranzen im Bereich von IT 5 und Rundheiten von bis zu 0,001 mm.
Hoch dynamische Verfahreigenschaften mit Bearbeitungsgeschwindigkeiten bis zu 90 m/min und 1 g Beschleunigung sind weitere Vorteile, die aus den geringen bewegten Massen resultieren. Dies schont zudem die mechanischen Anlagenkomponenten. Die Maschinenbetten sind mit schwingungshemmendem Stahlbeton verstärkt und je nach Maschinenausführung bis zu 25 Tonnen schwer. Das Ergebnis: höchste Steifigkeit.
Von der Brillen- bis zur Automobilindustrie
ANGER-Transferzentren eignen sich ideal für die Fertigung identisch oder ähnlich gestalteter Werkstücke mit Stückzahlen zwischen 150.000 und 500.000 pro Jahr. In der frühen Unternehmensgeschichte lieferte ANGER seine High-Performance-Maschinen in erster Linie an die Brillenindustrie. Sie konnten Brillenrahmen aus Kunststoffblöcken voll automatisiert und effizient mit mehreren Werkzeugen fräsen und so die Nebenzeiten reduzieren.
Nachdem die besser werdende Spritzgusstechnologie die Zerspanung als Bearbeitungsmethode verdrängte hatte, bediente ANGER den wachsenden Mobiltelefonmarkt. Beispielsweise um Magnesiumrahmen für Ericsson-Handys zu fräsen. Von der Handybranche ging es dann sehr schnell in Richtung Automobilindustrie, wo ebenfalls entsprechende Stückzahlen gleicher Werkstücke benötigt werden. Anfangs waren das vor allem Wellen und würfelförmige Bauteile aus Aluminium. Die späteren Maschinenmodelle ANGER HCS und HCP haben dann das Einsatzspektrum auf ABS-Zylinder und viele andere kleine, komplexe Bauteile ausgeweitet.
HCX-Maschinen: größere Verfahrwege und höhere Steifigkeit
ANGER entwickelte seine Maschinen stetig weiter. Aus der HCP-Serie ging die HCX hervor. Das bewährte Grundprinzip mit feststehenden Spindeln und bewegtem Werkstück wurde beibehalten aber vollkommen überarbeitet. Auffälligste Neuerung ist der Flanschrahmen, an dem die Bearbeitungsspindeleinheiten frei angebaut werden und einfach umgebaut werden können.
Roland Haas berichtet: „Wir haben für die HCX eine voll mechatronische Entwicklung durchgeführt und das gesamte Spektrum der virtuellen Simulation genutzt.“ Zunächst berechneten und verglichen die Entwickler verschiedene Fahrständermaschinenkonzepte mit Sonderbearbeitungseinheiten. Die Wahl fiel letztendlich auf letztere Option. Zusammen mit diversen Partnern entwickelten sie das Konzept weiter. Die Entwickler optimierten verschiedene Bauteile in mehreren Entwicklungsschleifen mit einem mechatronischen Simulationssystem. Roland Haas konkretisiert: „Wir haben an entscheidenden Stellen die Steifigkeit verbessert und dort Material reduziert, wo Gewicht bewegt wird. Außerdem wurde das Regelungsverhalten aller Achsen simuliert und optimiert. Erst nachdem alle Simulationen okay waren, haben wir den HCX-Prototyp gebaut.“ Zuletzt verbesserte ANGER noch die Montage-und Wartungsfreundlichkeit sowie die Standzeit der neuen Maschine.
Der Maschinenbauer entwickelte zudem ein CAM-System zur Simulation der späteren Zerspanung unmittelbar nach dem Auftragseingang. „Wir sind so in der Lage, die Spindeln garantiert kollisionsfrei auslegen zu können“, erklärt Roland Haas. ANGER arbeitet letztendlich als Generalunternehmer. Das heißt, das Unternehmen liefert nicht nur die Maschine, sondern stellt den kompletten Bearbeitungsprozess mit vorgegebener Zykluszeit sicher. Das Projekt wird dem Kunden schlüsselfertig übergeben. Einschließlich CNC-Programm, statistischem Qualitätsnachweis und Automatisierung.
Die Markteinführung der ANGER FLXBL bildete 2014 den nächsten Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens. Diese Maschine ist ein flexibles, standardisiertes und modular aufgebautes Transferzentrum für die Zerspanung von Präzisionsteilen in der Mittel- und Großserie. Sie bearbeitet verschiedenste Werkstücke unterschiedlicher Stückzahl in mehreren aufeinanderfolgenden Produktlebenszyklen. Die dazu erforderliche Neukonfiguration erfolgt schnell und einfach. Anlagenbetreiber profitieren mit dieser flexiblen Anlage von höchstmöglicher Investitionssicherheit und den Vorzügen einer bewährten Transferzentrum-Technologie.