Poleposition bei der Zerspanung
BBS Motorsport setzt auf FANUC Steuerung in Dreh- und Fräszentren
Beim Zerspanen von Guss- und Schmiederohlingen zu Rädern für Formel 1-Autos und andere Rennwagen zählt die Zeit. Beste Ergebnisse erzielt der Premiumhersteller BBS Motorsport unter anderem mit Matsuura-Bearbeitungszentren. Die bevorzugte Steuerungs- und Antriebstechnik stammt vom Weltmarktführer FANUC.
Roman Müller, Geschäftsführer der BBS Motorsport GmbH, kann seine Leidenschaft für den Motorsport nicht verbergen. Mit Begeisterung erzählt er von den Leichtmetallrädern, die sein Unternehmen entwickelt und produziert. Auch die Erfolge, die seit über 40 Jahren in jeglicher Rennsportklasse auf BBS-Räder erzielt werden, will er nicht verschweigen. Ein Beispiel: Alle Weltmeisterschaftserfolge, die Michael Schumacher für Ferrari errang, fanden auf BBS-Rädern statt.
Der Anspruch Müllers an sich selbst und sein erfahrenes Team ist dementsprechend hoch: „Wir wollen gemeinsam mit den führenden Rennteams die weltbesten Leichtmetallräder entwickeln, die für die entscheidenden Hundertstelsekunden Vorsprung sorgen.“
Seit 40 Jahren erfolgreicher Partner des automobilen Rennsports
Zahlreiche Entwicklungs-Highlights säumen die Unternehmensgeschichte. Bereits seit 1972 stellt BBS (1970 gegründet) dreiteilige Räder her, die aus einem Radstern sowie einer Außen- und einer Innenschüssel bestehen. Während letztere in verschiedenen Größen auf Lager liegen, wird der vorkonfektionierte Radstern kurzfristig auf die jeweiligen Fahrzeuge angepasst. Durch das Baukastensystem lassen sich viele Varianten hinsichtlich Breite, Einpresstiefe und Durchmesser kreieren. „In einer Woche ist ein solches individuelles Rad fertig”, sagt Roman Müller, „und der Kunde kann mit seinem Sportfahrzeug auf der Rennstrecke fahren.”
Dreiteilige Räder sind nach wie vor beliebt, doch heute dominieren einteilige Leichtmetallräder, die zumeist in einem Stück massiv gegossen oder geschmiedet werden. Sie vereinen die Leichtigkeit der speziellen Legierungen mit höchster Stabilität – ohne Schwachstellen, wie Roman Müller betont. Dazu durchlaufen sie bei BBS Motorsport vielfältige Produktionskontrollen – das erste Mal bereits vor der Zerspanung. Damit wird sichergestellt, dass die Materialgüte den Ansprüchen genügt. Es folgen In-Prozess-Messungen auf den Werkzeugmaschinen und abschließend eine dreidimensionale 100-%-Prüfung im Messraum.
Einen Meilenstein hinsichtlich Gewicht, Steifigkeit und Langlebigkeit setzte BBS mit der Entwicklung des Magnesium-Schmiederads. Für Roman Müller ein großer Erfolg: „Anfang der 90er Jahre war Ferrari der erste Rennstall, der unser Magnesium-Schmiederad für die Formel 1 genommen hat. Heute sind solche Räder zum Standard geworden, aber sie werden leider nicht mehr nur von uns produziert.”
Doch nicht nur hinsichtlich der Materialien zeichnet sich BBS Motorsport durch Innovationen aus, auch auf Bearbeitungsseite hat das Unternehmen Maßstäbe gesetzt. Zum Beispiel lässt sich durch Hinterfräsen der Speichen das Verhältnis zwischen Gewicht und Stabilität optimieren. Hierbei werden Teile des Rads abgetragen, die für die Festigkeit nicht relevant und damit unnötiger Ballast sind. Eine ursprünglich von BBS entwickelte Technik, die heute vielfach kopiert wird.
Auch bei der Zerspanung die Nase vorn
Um solche diffizilen Bearbeitungen wirtschaftlich ausführen zu können, muss der Radhersteller in der Produktion topp ausgerüstet sein. Roman Müller hat sich in der Zerspanung auf zwei Hauptausrüster festgelegt: Mori Seiki liefert die Drehmaschine und Matsuura die Fräsmaschinen. An diesen Anbietern schätzt der Firmenchef in erster Linie die hohe Langzeitqualität. Außerdem lobt der Rennsport-Lieferant die Matsuura-Bearbeitungszentren für ihre Schnelligkeit: „Als wir 1999 in die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung einstiegen, haben wir Zentren verschiedener Anbieter getestet. Für unsere Anforderungen in der Leichtmetallbearbeitung schnitt die FX70 von Matsuura mit Abstand am besten ab.”
Bis zu dem Zeitpunkt bekam BBS üblicherweise den Rohling endkonturnah vorgeschmiedet, sodass nur noch eine geringe Fräs- und Bohrbearbeitung durchzuführen war. Für die Herstellung des sogenannten Near Netshape-Rohlings musste allerdings in sehr teure Schmiedewerkzeuge investiert werden. Dies lohnte sich eigentlich nur bei höheren Stückzahlen – im Rennsport sind diese jedoch eher selten.
Eine geeignete Alternative fand das Team um Roman Müller in der Hochgeschwindigkeitsbearbeitung von als Radscheibe geschmiedeten Rohteilen. Aus ihnen ließ sich mittels Dreh- und Fräsbearbeitung jede gewünschte Kontur herausarbeiten – kundenspezifische sowie eigene Stylings. Roman Müller erklärt: „Wenn man in eine teure Schmiedeform investiert hat, ist man auf Jahre gebunden. Mit unseren Fünf-Achs-Fräsmaschinen sind wir viel flexiber und können Ideen innerhalb von zwei Wochen umsetzen und dem Kunden präsentieren.”